Max Bill – Ein Portrait

Max Bill war einer der ungewöhnlichsten Künstler unserer Zeit. Als ein wahres Universalgenie war er Architekt, Maler, Bildhauer, Produktgestalter.

Max Bill (1908–1994) war einer der bedeutendsten Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts. Er gilt als prägende Figur der Zürcher Konkreten und international wichtiger Vertreter der konstruktiv-konkreten Kunst. Bill war jedoch nicht nur als Künstler erfolgreich, sondern auch als Architekt, Produktgestalter, Grafiker, Publizist sowie als Hochschullehrer und Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm und als Nationalrat im Schweizer Parlament.

Ob als Architekt, Künstler oder Designer: Viele von Max Bills Objekte sind Klassiker. Er entwarf unzählige Designobjekte, Gemälde, Skulpturen, Plakate, grafische Werke und Gebäude.

Max Bill der Künstler

Die Anfänge am Bauhaus

Max Bill kam 1908 in Winterthur zur Welt. Nach Abschluss der Kunstgewerbeschule in Zürich studierte er 1928 für ein Jahr Architektur am Bauhaus in Dessau, wo unter anderem Paul Klee, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer und Josef Albers zu seinen Lehrern zählten. Anschliessend kehrte er nach Zürich zurück und war tätig als Maler, Plastiker, Grafiker, Publizist und Architekt. Mit seiner ersten Ehefrau, der Cellistin und Fotografin Binia Spoerri (1904–1988), hatte er einen Sohn (Jakob Bill, *1942). 1991 heiratete Bill in zweiter Ehe seine langjährige Lebenspartnerin, die Kunsthistorikerin Angela Thomas.

Paris und die Konkrete Kunst

In Paris traf er auf Hans Arp, Piet Mondrian, Theo van Doesburg und Georges Vantongerloo und trat 1932 der Gruppe Abstraction-Création bei. Theo van Doesburg etablierte den Begriff der «konkreten Kunst», eine Kunstrichtung deren Werke auf der Basis von mathematisch-geometrischen Prinzipien geschaffen werden. Bill entwickelte in Auseinandersetzung mit van Doesburgs Begriff die theoretische Grundlage («konkrete gestaltung» 1936) für die Zürcher Schule der Konkreten. Seit 1937 war er Mitglied der Künstlervereinigung Allianz und gehörte mit Camille Graeser, Verena Loewensberg und Richard Paul Lohse zu den wichtigsten Figuren der Zürcher Konkreten. Bill schuf zahlreiche Gemälde und Skulpturen, darunter die bekannte «Pavillon-Skulptur» (1979–1983), welche sich ganz in der Nähe des wohnbedarf Showrooms in Zürich befindet.

Künstler, Theoretiker, Publizist, Dozent und Politiker

Max Bill wirkte aktiv an der Gestaltung der Schweizerischen Kunst-und Kulturlandschaft mit. Diese prägte er mit seinem künstlerischen Schaffen, seinen theoretische Schriften und seiner Tätigkeit als Kunstpublizist, aber auch indem er aktiv in der Kulturpolitik mitwirkte; Als Mitglied zahlreicher Vereinigungen, Organisator von Ausstellungen sowie als Lehrbeauftragter an der Zürcher Kunstgewerbeschule, der Hochschule für Gestaltung in Ulm, deren Mitbegründer und Rektor er ebenfalls war, sowie als Inhaber des Lehrstuhls für Umweltgestaltung an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Zudem war Bill politisch tätig: 1961 wurde er Mitglied des Gemeinderates der Stadt Zürich und 1967–1971 war er Nationalrat im Schweizer Parlament für den Landesring der Unabhängigen. 

Max Bill vor seiner Pavillon-Skulptur an der Zürcher Bahnhofstrasse/Pellikanstrasse, 1981. Foto: Hans Krebs, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Com_L30-0384-0118A.

Max Bill, 1951

Max Bill der Architekt, Grafiker und Produktgestalter

Architekt

Nach seinem Architekturstudium in Dessau begann Bill 1929 erste eigene Gebäude zu bauen. So schuf er 1932–1933 sein eigenes Wohn- und Atelierhauses in Zürich-Höngg. Bill war nicht nur Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm (1950) und deren Rektor bis 1956, sondern auch verantwortlich für den Bau des Gebäudes. Ausserdem war Bill Architektur der Expo64, der Schweizerischen Landesausstellung von 1964, seit 1938 Mitglied des Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) und Architekt zahlreicher Bauten in der Schweiz und Deutschland.

Grafiker und Produktdesigner

Als Plakatgestalter und Typograf war Bill ebenfalls tätig und widmete sich in den 40er Jahren der Gestaltung von Produkten. 1954 entwarf er einen Hocker für die Hochschule für Gestaltung Ulm: Den Ulmer Hocker. Max Bills Holzmöbel sind physischer Ausdruck seiner Überzeugung, dass Funktionalität sowie materielle und gestalterische Ökonomie eines Entwurfs gepaart sein sollten mit der Erfüllung formaler und ästhetischer Ansprüche.

Produkteigenschaften wie Funktionalität, Langlebigkeit und ein ökonomischer Einsatz der Mittel liegen Bills Entwürfen und seinen Produkten zu Grunde. Das Thema des Industriedesigns hatte für max bill im wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit und angesichts der Zerstörung eine besondere Bedeutung: Er sah darin die Möglichkeit, die Umwelt mit beweglichen Dingen zu verbessern. Das Aussehen der Dinge wurde – dem Beispiel der USA folgend – in dieser Zeit wichtig. Zum ersten Mal nahmen vorbildliche Industrieprodukte – fast alles «anonyme» Werkentwürfe – einen prominenten Platz in den Zeitschriften ein. Koryphäen wie Max Bill und Siegfried Giedion hatten eine klare Haltung: Sie verpönten eine Gestaltung, deren Inhalt kommerziellen Zielen diente, damit modischen Strömungen folgte und einer Verschleisswirtschaft Vorschub leistete.

«Schönheit aus Funktion und als Funktion»

Die Formel «Schönheit aus Funktion und als Funktion» aus seinem legendären Vortrag wurde zur Schlüsselthese. Er brach den rigiden Funktionalismusbegriff auf, indem er die Formen der Gebrauchsgeräte in einen grösseren Zusammenhang mit jenen der Natur und der Kunst stellte und serielle Alltagsgegenstände mit handwerklichen und technischen Objekten konfrontierte. Seine Leistung lag im Aufruf zu einem «neuen Schönheitsideal»: Zurückgreifend auf die «vernunftgemässe Schönheit» von Henry van de Velde, der darunter die «Verbindung von ingenieurmässigem Rationalismus und konstruktiver Schönheit» verstand, sollten die Dinge nicht nur funktionieren, sondern ebenso schön sein. Die Idee einer immanenten formalen Ordnung war lebenslang die Hypothese seiner Arbeit.

«Schönheit aus Funktion und als Funktion»

– Max Bill

Max Bill und wohnbedarf

1931 wird die Wobag vo Kunsthistoriker Sigfried Giedion, dem Architekten Werner Max Moser und dem Unternehmer Rudolf Graber gegründet und schon kurze Zeit später zu wohnbedarf umbenannt.  Eng verbunden mit wohnbedarf ist von Anfang an auch Max Bill, der den bis heute verwendeten charakteristischen Schriftzug sowie die ersten Plakate und Faltblätter gestaltet.

Ab 1950 vertreibt wohnbedarf erste Möbel von Max Bill, darunter den Quadratrundtisch und den Kreuzzargenstuhl, die heute wieder von wb form produziert werden. Der Entwurf für den Kreuzzargenstuhl stammt aus dem Jahr 1952 und wird – seit 1999 als Reedition – bis heute produziert. Das Modell zeigt Bills Fähigkeiten als  Produktgestalter und erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem «die gute form» des Schweizerischen Werkbunds in den Fünfzigerjahren. Die Beinkonstruktion mittels Kreuzzargenverbindung ist eine Erfindung von Bill. Diese unterstützt die Sitzfläche in der Mitte und gibt dem Stuhl grösstmöglichen statischen Halt. In formaler Hinsicht akzentuiert der Kontrast zwischen der dünnen Sitzfläche und dem kräftigen Rahmenwerk den technischen Aufbau und lässt ihn kraftvoll und plastisch wirken. Und nicht zuletzt ist er ausgesprochen bequem.

Max Bill entwarf den Quadratrundtisch 1949 für wohnbedarf Zürich. Dieses Möbel setzt Bills Vorstellung von konkreter Kunst im Produktdesign um und ist einer seiner wichtigsten Entwürfe. Der quadratische Tisch lässt sich über die vier Klappen, die sich durch eine Drehung auf dem Träger arretieren lassen, zur Kreisfläche erweitern. Der optische Eindruck der dadurch entsteht, erinnert mit seinen rhythmischen Aufteilungen stark an Bills künstlerische Werke.

Dreirundtisch und Dreibeinstühle, 1949. Foto: max, binia + jakob bill stiftung, adligenswil

wb form, Quadratrundtisch, Max Bill

Buchtipp

«Der Ulmer Hocker: Idee ─ Ikone ─ Idol»

HfG-Archiv/Museum Ulm, avedition 2023

Mit der Publikation zur Ausstellung (8. Oktober 2021—27. Februar 2022) stellt das HfG-Archiv/Museum Ulm einen der bekanntesten an der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) entstandenen Entwürfe in das Zentrum einer umfangreichen Darstellung. Mittels eines umfassenden Blicks auf die unterschiedlichen Bedingungen, die den «Ulmer Hocker» ermöglicht haben, wird nicht nur ein Designklassiker verstehbar, sondern darüber hinaus auch ein originelles Modell von Geschichtsschreibung vorgestellt, das seinerseits Schule machen könnte.

Erfahren Sie in «Der Ulmer Hocker: Idee – Ikone – Idol» auf 328 Seiten mit 300 Abbildungen mehr über den Ulmer Hocker von Max Bill.

Die Max Bill Kollektion von wb form zeichnet sich durch Klarheit, Einfachheit und mathematische Logik aus. Entdecken Sie die Designklassiker von Max Bill bei wohnbedarf:

wb form, Max Bill, 1954

Der Ulmer Hocker wurde 1954 von Max Bill, dem ersten Rektor der Ulmer Hochschule für Gestaltung, in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot für die Studenten der HfG entworfen und in der eigenen Schreinerwerkstätte mit gespendeten Hölzern hergestellt. Leicht und robust kann er vielfältig als Sitzmöbel, Beistelltisch oder Regalelement genutzt werden, aber auch als Transportbehälter, Serviertablett oder Tischaufsatz dienen.

wb form, Max Bill, 1954

Der Ulmer Hocker ist neu in neun Ausführungen erhältlich: in Original Fichte Natur, in Birke mit den sieben neuen Farben Apfelgrün, Himmelblau, Dunkelblau, Feuerrot, Leuchtorange, Zitronengelb, Schwarz oder in lackiertem Nussbaum.

wb form, Max Bill, 1952

Der Max Bill Kreuzzargenstuhl ist erhältlich in den Farben Buche Natur, Buche Schwarz, Buche Natur/Schwarz, Eiche Natur, Nussbaum Natur sowie gepolstert mit Stoff oder Leder.

wb form, Max Bill, 1949/1950

Die Konstruktion aus drei Kreisen bestimmt seine geometrische Figur. Der Dreirundtisch – als niedriges und hohes Modell konzipiert – bezeichnet einen Höhepunkt in Max Bills Feldzug für eine Designreform.

Der Max Bill Dreirundtisch ist erhältlich in den Farben schwarz, olive und smokey blue.

wb form, Max Bill, 1964

Der Bill-Barhocker ist der Klassiker unter den Barhockern. Für die «Bar du Théâtre» an der Expo 64 in Lausanne wurde er von Max Bill, der dort als Architekt für den Sektor «Bilden und Gestalten» verantwortlich war, entworfen.

Den beliebten Bill-Barhocker von 1964 gibt es neu mit vier, anstatt drei Beinen. Die Sitzfläche ist mit schwarzem, weichen Leder geoplstert und das Gestell verchromt, wie beim Dreibeiner. Auch der neue Hocker steht dadruch für Funktionalität und Langlebigkeit und passt zur Formel von Max Bill «Schönheit aus Funktion und als Funktion».

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